Wurzeln sammeln ist keine Hexerei
Seit ewigen Zeiten ist das Wurzeln sammeln in der Naturheilkunde verankert.

Eine Ebene tiefer!
An vielen kräuterinteressierten Menschen geht das selber Sammeln der Wurzeln oftmals vorbei. Auch hier auf unserer Artfarm hat es eine Weile gedauert, bis wir uns über das Sammeln oder Ernten der Wurzeln drüber getraut haben. Allerdings hat‘s von Anfang an ‚BOUM‘ gemacht, das Feuer und die Leidenschaft waren sofort entfacht.
Das Waldambiente an einem trüben Anfang-Novembertag sucht seinesgleichen. Und wenn's dann auch noch nieselt... :)
Spannend ist auch der Umstand, dass man sich, nicht wie sonst beim Kräutersammeln, eine Ebene tiefer begibt. Und zwar mit allen Sinnen. In der Erde buddeln, mit einer Pfahlwurzel kämpfen, die ätherischen Öle einer frischen Baldrian- oder Angelicawurzel inhalieren, klamme Finger bekommen oder gar ein bisschen Sand zerkauen, der beim Kosten einer Wurzelspitze mitgekommen ist! :)
Abseits der ‚normalen‘, hiesigen Wurzeln experimentieren wir auch mit dem ein oder anderen Exoten bzw. Pflanzen, die nicht in unserer näheren Umgebung wachsen.
Über eine sehr feine Freundschaft haben wir sehr gute Beziehungen nach Süd-Korea und bekommen von dort gelegentlich feinste 6 Jahre alte Rote Ginseng-Wurzel. Aus dieser stellen wir regelmäßig eine Tinktur her und verwenden diese, neben der individuellen Einnahme, auch in unserem Immunbooster.
Die Muse hat irgendwo unterwegs Wilde Karden gesehen und hat die Gelegenheit genutzt die Wurzeln gleich auszugraben. Auch aus den Kardenwurzeln wurde sogleich eine Tinktur angesetzt.
Weiters haben wir heuer erstmalig eine Yamswurzel geerntet. Die Pflanze haben wir vor 3 Jahren in unserem Kräutergarten angesiedelt und ihr solange Zeit gegeben um ordentlich anzuwachsen und Wurzeln auszubilden.
Auch darf eine Brennnesselwurzel Tinktur nicht in der eigenen Hausapotheke fehlen.
Wann sollte man Wurzeln sammeln?
Wurzeln soll man entweder im zeitigen Frühling oder aber im späten Herbst sammeln. Der Grund hierfür ist, dass man den Zeitpunkt abwarten soll wenn die Pflanze ihre gesamte Kraft in der Wurzel hat, also kurz bevor sie sprießt oder wenn sie sich vor dem Winterfrost in die Erde zurückgezogen hat.
Wenn die Kräuter ihre Kraft in die Wurzeln zurückziehen ist es Zeit sie zu ernten.
Diese Triebe haben eine antiseptische Wirkung und können so die Bildung von Bakterien hemmen. Ein Maiwipferl Hustensaft bzw. Sirup oder ein Maiwipferl-Tee transportiert Schleim ab und ist deshalb besonders bei Hustenerkrankungen geeignet. [1]
Welche Wurzeln man sammeln kann
Zu den wichtigsten Wurzeln zählen z.B. Löwenzahn, Baldrian, Beinwell, Engelwurz, Große Klette, Wegwarte und Echinacea.
Baldrian | lat. Valeriana officinalis
Der Baldrian ist eine unserer Lieblingspflanzen. Er wächst recht üppig in und um unseren Graben und immer, wenn es soweit ist seine Wurzel auszugraben, wissen wir, das Ende des Kräuterjahres ist gekommen.
Seine legendäre Anziehungskraft auf Katzen können wir nur bestätigen. Jedsmal, wenn hier im Hause Mike & The Muse Baldrian verarbeitet wird, sind die Stubentiger nicht weit weg! :)
Auf den Menschen hat die trocknende Wurzel nicht ganz so eine anziehende Wirkung.
Heilwirkung
Von der Beruhigung von Prüfungsangst, über Linderung von Herz-Kreislauf-Störung bis hin zu Menstruationsbeschwerden – Baldrian scheint ein kleiner Alleskönner. [8]
Die Wirkung des Baldrians ist durch medizinische Studien untermauert. Selbst die Funktion der einzelnen Wirkstoffe wurde untersucht.
Die Sesquiterpene im Baldrian verändern die Funktion und die Erregungsübertragung der sogenannten GABA-Rezeptoren in Nervenzellen. Das führt zu einer entspannenden und entkrampfenden Wirkung. Die Valerensäure im Baldrian unterstützt diese Wirkung, indem sie die Stoffwechselaktivität der Nervenzellen verändert.
Durch diese entspannende Wirkung kann man den Baldrian nicht nur bei Schlafstörungen und Nervosität einsetzen, sondern auch bei zahlreichen Gesundheitsbeschwerden, die mit Unruhe und Verkrampfungen einher gehen. [9]
Angst- und spannungslösend, antioxidativ, beruhigend (sedativ), nervenschützend (neuroprotectiv), muskelentspannend, psychovegetativ ausgleichend, schlaffördernd, zentral dämpfend, entkrampfend (spasmolyt.), epithelisierend (wundheilend), hautpflegend, schlaffördernd, wassertreibend (aquaretisch)

Kräuterelixier 'Relax'
Entspannung und besserer Schlaf.
Mit Baldrianwurzel, Melisse, Lavendel und Hopfen.
Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl (0,3 - 0,8 %), Phenolcarbonsäuren, u.a. Chlorogen- & Kaffeesäure, Valepotriate (0,5 - 2 %) mit Valtrat, Alkaloide, u.a. Valerianin, Monoterpene (α-Pinen, Limonen), Sesquiterpene (Azulen), Monoterpenole (α-Terpineol, Borneol, Valeranol), Sesquiterpenole (β-Bisabolol), Ketone (Valeranon), Sesquiterpenketone (Valeranon), Ester (Bornylacetat, Bornylisovalerat), Oxide (1,8-Cineol, Maalioloxid), Säuren (Isovaleriansäure) [9]
Heilanwendungen
Angst , nervös bedingte Einschlafstörungen, nervöse Erschöpfung, Konzentrationsschwäche
Postoperative kognitive Dysfunktion, Prüfungsangst, Reizbarkeit, Reizblase, Stress, Unruhezustände, Hautpflege bes. bei nervösem Hautjucken, Nervosität, Schlafstörungen, Unruhe, Verdauungsstörungen [9]

Baldrian verarbeiten
Dosierung
Soweit nicht anders verordnet, innerlich:
Ein- bis mehrmals tgl. als Infus (2-3 g Droge pro Tasse)
Als Tinktur ½ -1 TL (1-3 ml
Als Extrakt entsprechend 2-3 g Droge
Löwenzahnwurzel | lat. Taraxaci officinalis radix
Die Löwenzahnwurzel ist von den sieben hier erwähnten, wahrscheinlich die Wurzel, die man wegen ihrer weiten Verbreitung am leichtesten finden kann. Durch ihre Bitterstoffe hilft sie hervorragend bei der Leberentgiftung. Insgesamt wirken sich Bitterstoffe sehr positiv auf unsere Verdauung aus. [4]

Heilwirkung
Paradoxerweise können Bitterstoffe zum einen den Appetit anregen, zum anderen helfen den Heißhunger zu stillen, wenn man beispielsweise eine Diät macht. Musste man krankheitsbedingt Antibiotika einnehmen, wird empfohlen eine Löwenzahnwurzel-Kur zu machen um den Körper zu entgiften. Der hohe Kaliumgehalt in der Wurzel regt zudem die Harnausscheidung an. Die anregende Wirkung auf den Stoffwechsel erstreckt sich bis ins Zellstoffwechselgeschehen und bewirkt eine günstige Beeinflussung des gesamten Gewebes, vor allem des Bindegewebes. Damit zeigt sich, dass der Löwenzahn eines der besten Mittel ist um bei chronisch-rheumatischen Leiden helfend einzugreifen.
Kennst du den wunderbaren NUSSINGA-Walnusslikör von Mike & The Muse schon?
Bei Arthritis und Gicht hilft er ebenso und kann auch bei Diabetes unterstützend eingesetzt werden. Die Löwenzahnwurzel ist zudem blutreinigend, hilft bei Verdauungsstörungen, Bauchspeicheldrüsenschwäche, Harnwegsentzündungen und Altersdiabetes.1
Das Sammeln ist etwas schwierig, weil der Löwenzahn ein Tiefwurzler ist. Seine Pfahlwurzeln reichen oft bis zu 40 cm in den Boden. [5]
Die gereinigten Wurzeln, werden geschnitten, kommen in ein Glas und werden mit 70 oder 80%igen Alkohol aufgeschüttet. Diese Tinktur wird immer mal wieder geschüttelt, nach 4-6 Wochen abgeseiht und in eine beschriftete, dunkle Flasche abgefüllt. Die Tinktur ist ca. 2 Jahre verwendbar.
Inhaltsstoffe
Bitterstoffe, Sterole (Cumarine und Flavonoide sowie Sitosterol), Vitamine (A, B1, B2, B6, C und D), Mineralstoffe (besonders Kalium), Schleimstoffe, Cholin, Inulin (besonders in der Wurzel)
Empfohlene Dosierung
Löwenzahnkraut: mittlere Tagesdosis: 3-4mal täglich 4-10 g Droge.
Löwenzahnwurzel mit Kraut: mittlere Tagesdosis: 3mal täglich 3-4 g pro Tasse.
Löwenzahnwurzel: mittlere Tagesdosis: 4,5 g Droge.
Berechnungsgrundlage: 21 g Löwenzahnkraut, 10,5 g Löwenzahnwurzel mit Kraut, 4,5 g Löwenzahnwurzel. [7]
Beinwell | lat. Symphytum officinale
Seine Wurzeln sind außen dunkelbraun/schwarz und innen strahlend weiß. Hat man die Wurzel ausgegraben merkt man sofort welcher Inhaltsstoff am stärksten ausgeprägt ist. Seine Schleimstoffe lassen die Wurzel regelrecht durch die Hand ‘rutschen’. Beim Sammeln muss man nicht sonderlich aufpassen, da bereits ein kleiner Teil der Wurzel im nächsten Jahr neu austreibt.

Der Name Beinwell kommt aus dem altdeutschen und lässt schon auf seine Wirkung rückschließen. ‚Bein‘ steht für Knochen, ‚well‘ für wallen bzw. heilen. Auch der lateinische Name ‚Symphytum‘ –> symphein –> zusammenwachsen deutet auf die Heilkraft hin.
Der Beinwell und die Pyrrolizidinalkaloide (PA)
Die moderne Medizin hat im Beinwell die leberschädigenden Pyrrolizidinalkaloide (PA) entdeckt, seitdem ist die Heilpflanze leider in Ungnade gefallen. Dies ist auch der Grund warum von einer innerlichen Anwendung stark abgeraten werden muss.
Da die positive Heilwirkung aber in zahlreichen medizinischen Studien nachgewiesen wurde, kann eine äußerliche Anwendung empfohlen werden.
Heilwirkung
Neben Kieselsäure, Gerb- und Schleimstoffen, findet man im Beinwell eine hohe Konzentration an Allantoin, weswegen er gern bei entzündlichen Sportverletzungen wie Zerrungen, Stauchungen, Prellungen, Achillessehnenverletzungen und Sehnenscheidenentzündungen empfohlen wird. Das Allantoin löst Wundsekrete auf und regt das Gewebe zur Gewebeneubildung an. Keine andere Pflanze enthält so viel Allantoin wie der Beinwell. [2]
Heilanwendung
Mit der Beinwellwurzel setzt man sich ein Auszugsöl an, welches dann in Folge zu einer Salbe verarbeitet wird.
Aus eigener Erfahrung muss ich hier vom Kaltauszug abraten. Die Gefahr, dass das Öl kippt ist sehr hoch. Deswegen habe ich dieses Jahr einen Warmauszug gemacht und ich freue mich schon sehr demnächst meine neue Beinwellsalbe herzustellen.
Für den Warmauszug werden die Wurzeln gesäubert und kleingeschnitten. Dann werden sie mit einem hitzebeständigen hochwertigen Öl (Olivenöl, Sesamöl oder Jojobaöl) übergossen und zwischen 40° und 60°C einige Stunden ‚ausgezogen‘. (Ein Wasserbad tut hier gute Dienste) Dann lässt man das Ganze über Nacht abkühlen und wiederholt den Prozess am nächsten Tag. Am Ende wird das Öl durch ein Tuch oder einen Kaffeefilter abgeseiht, in eine dunkle Flasche gefüllt, beschriftet und möglichst kühl aufbewahrt. Für die Haltbarkeit muss man sich an das verwendete Öl halten. Kühl gelagert kann das Öl ca. ein Jahr lang verwendet werden.
Inhaltsstoffe
Allantoin, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Asparagin, Alkaloide, ätherisches Öl, Flavonoide, Harz, Kieselsäure, Pyrrolizidinalkaloide
Können antivirale Kräuter wirklich helfen?
Um das zu beantworten muss man die Dinge aus einer andere Perspektive betrachten

Roter Sonnenhut-Wurzel | lat. Echinaceae radix
Die Echinacea, der rote Sonnenhut wiederum ist eine der besten Pflanzen um unser Immunsystem zu stärken und uns gegen allerlei Erkältungen zu schützen. Ich grabe hier die Wurzeln von 2 Pflanzen aus, das reicht meist für einen Jahresvorrat an Tinktur.
Sonnenhut ist eine traditionelle Heilpflanze der indianischen Ureinwohner Nordamerikas. Sie wurde gegen Entzündungen, Eiterungen und zur Wundbehandlung genutzt. Bei den Sioux-Indianern wurde Sonnenhut sogar gegen Schlangenbisse eingesetzt. [6]

Verkühlt, verschnupft, bedient?
Welche Kräuter sich am besten bei Husten, Schnupfen und Co. bewährt haben.

Allerdings habe ich vor kurzem bei einer Heilpraktikerin aus Deutschland folgenden Satz gelesen: Die innerliche Einnahme von Sonnenhut zur Steigerung der Abwehrkräfte ist inzwischen umstritten, weil bei vielen Anwendern, selbst bei monatelanger Einnahme, keine echte Wirkung eintrat. Bei der Behandlung von Wunden konnte eine klare Wirkung erzielt werden.
Da das Wurzelmaterial insgesamt viel härter und stärker als das Kraut ist, sollte man, wenn man Tinkturen ansetzt, einen stärkeren Alkohol verwenden. Ich verwende hier einen 70-80%igen Alkohol aus der Apotheke oder Ansatzkorn.
Inhaltsstoffe
ätherische Öle, Harz, Inulin, Kaffeesäure, Schleimstoffe, Vitamin C
Die Engelwurz | lat. Angelica
Die Engelwurz wird seit jeher als Heilkraut gegen Infektionen und Gifte eingesetzt. Sie war weiters Bestandteil des berühmten ‚Allheilmittels‘ Theriak sowie dem ‚Schwedenbitter‘ und anderen Likören. Bei Infektionen, Erkältungen und der Grippe kann die Engelwurz mit ihrem antibakteriellen, ätherischen Öl und ihren abwehrstärkenden Eigenschaften gute Dienste leisten.
Mit ihren tonisierenden Bitterstoffen wirkt sie anregend und hilft bei Schwächezuständen aller Art, seien sie psychischer und physischer Natur, vor Allem wenn sie altersbedingt sind. Bei Übermüdung durch beruflichen Stress vermittelt die Engelwurz ebenfalls Ausdauer und
Standfestigkeit. [3]

In unseren Wäldern findet man die echte Engelwurz 'Angelica archangelica' kaum. Die bei uns heimische und oft anzutreffende Wald Engelwurz hat leider nicht ganz so viele Inhaltsstoffe als die Echte, man kann aus ihrer Wurzel aber trotzdem eine Tinktur ausziehen.
Gutes Gelingen und viel Spaß beim Nachmachen wünschen

Quellennachweise
[1-5] Miriam Wiegele ‘Die Kraft der Wurzeln’ Servus Verlag
[6] www.vorsichtgesund.de/glossary/sonnenhut-echinacea/
[7] www.kup.at/db/phytokodex/datenblatt/Loewenzahnwurzel.html
[8] https://www.vorsichtgesund.de/glossary/baldrian-valeriana-officinalis/
[9] https://heilkraeuter.de/lexikon/baldrian.htm
WICHTIGER HINWEIS | DISCLAIMER
Die Beschreibung der Kräuter und Gewürze stammt aus alten Überlieferungen und der traditionellen Volkskunde, sie sollen als Ergänzungen zur Schulmedizin verstanden werden und ersetzen nicht die ärztliche Meinung. Auch Hausmittel können Nebenwirkungen haben und sind nicht generell für jeden geeignet. Sprechen Sie deshalb vor der Anwendung mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Bei akuten Beschwerden, die länger als eine Woche andauern oder periodisch wiederkehren, wird die Rücksprache mit einem Arzt empfohlen.