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AutorenbildMike Shane

Das Hirtentäschel | Ein Kräuterportrait

Die Blutstillerin unter den Wildkräutern

Hirtentäschel
Das Hirtentäschel

Dünn und relativ unscheinbar wächst das Hirtentäschel an Ruderalstellen und in Wiesen. Es hat sehr kleine Stängelblätter und wird deshalb kaum wahrgenommen. Bei genauerem Hinsehen erkennt man es an den kleinen, dreieckigen Täschchen, die wie kleine Herzchen aussehen. Immer wieder wird einer Heilpflanze ein Name gegeben, der Formen von Pflanzenteilen mit Gegenständen vergleicht, die einen Bezug zu Menschen haben.


Im Fall des Hirtentäschels drückt 'capsella' (aus dem Lateinischen capsula) die Fruchtkapsel aus; 'bursa' ist das Täschchen und 'pastor' ist der Hirte.

Die bekannteste Heilwirkung ist die blutstillende Wirkung des Hirtentäschels. Um Nachblutungen nach einer Geburt zu minimieren, wird deshalb gerne ein Hirtentäscheltee getrunken. Auch in der Frauenheilkunde wird es bei starken Regelblutungen eingesetzt oder bei Nasenbluten. Weiteres reguliert es den Blutdruck, fördert die Verdauung und kann Ekzeme heilen.





Beschreibung des Hirtentäschels


Botanik & Synonyme


Volksnamen: Bauernsenf, Bettseicherle, Beutelschneider, Blutkraut, Burenschinken, Gänsekresse, Hellerkraut, Herzel, Herzelkraut, Kochlöffel, Löffeldieb, Säckelchrut, Schinkenkraut, Schneiderbeutel, Schülersäckel, Täschelkraut, Taschendieb

Lat: Capsella bursa-pastoris Engl.: Shepherds purse Fam.: Kreuzblütler = Brassicaceae Blütezeit/Sammelzeit: März bis November Verwendete Pflanzenteile: Das ganze Kraut



Herbariumblatt vom Hirtentäschel
Herbarium Mike Shane 'Hirtentäschel'


Bestimmungsmerkmale


Hauptblütezeit: März bis November Blütenfarbe: weiß Blüten: mit vier Blütenblättern und sechs Staubblättern Blütenstand: Traube

Frucht: Schötchen

Grundblätter: schrotsägeförmig, seltener ganzrandig, rosettig angeordnet

Stängelblätter: ganzrandig oder schwach gezähnt Vorkommen: Diese Art kommt in ganz Europa vor und ist in Mitteleuropa sehr häufig.

Standort: Gärten, Äcker, Wegränder oder andere Ruderalstandorte Wuchshöhe: ca. 10 cm bis 50 cm Typisch: Verkehrt herzförmige bis dreieckige, bis 10 mm lange Schötchenfrüchte, häufig an Ruderalstandorten anzutreffen.




 

Botanik-Tipp vom Profi

von Bernhard Gutmann


Je nach Verhältnis von Länge zu Breite spricht man bei den Früchten der Kreuzblütler von Schoten oder Schötchen. Sie stellen bei der Bestimmung ein oft unerlässliches Merkmal in dieser Familie dar.


Für das Hirtentäschel ist die dreieckig-herzförmige Form des Schötchens charakteristisch.

Andere Kreuzblütler wiederum haben rundliche Schötchen, wie das Acker-Hellerkraut, oder längliche Schoten wie die Knoblauchsrauke oder die Schaumkräuter.

Auf alle Fälle lohnt ein Blick mit der Lupe in das Innenleben der Frucht. Nach dem Abfallen der Fruchtklappen offenbart sich die dünnhäutige Scheidewand der Kreuzblütler (Siehe Foto 1).

Der „Erbsenschote“ fehlt diese im Übrigen, sie gehört zu einer anderen Familie und ist botanisch gesehen eine Hülse.



1. Schötchenfrucht Hirtentäschel

2. Acker-Hellerkraut (Thlaspi arvense), rundliche Schötchen

3. Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), längliche Schoten 4. Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), längliche Schoten

 

Die Heilkräfte des Hirtentäschels


Das Hirtentäschel kann frisch gegessen werden und regt damit die Darmtätigkeit an, besonders wenn der Darm träge ist. Weiteres bringt es den Kreislauf in Schwung, fördert die Durchblutung, wirkt blutdruckregulierend und es hat auch einen positiven Einfluss auf die Blutgefäße. Bei Verletzungen und Wunden kann das frische Kraut etwas zerquetscht auch unterwegs eingesetzt werden. In Asien wird Hirtentäschel manchmal zur Behandlung von Malaria verwendet.



Blütendetail im Herbarium von Mike Shane
Blütendetail im Herbarium

Selbstverständlich kann das Hirtentäschel auch als Tee oder als Tinktur verwendet werden.

Wie bereits erwähnt wird es auch in der Frauenheilkunde verwendet, da es eine starke Wirkung auf die Gebärmutter und den Unterleib hat. Hildegard von Bingen hat es zum Beispiel bei übermäßigen Blutungen nach einer Geburt, bei zu starker Menstruationsblutung oder Zwischenblutungen eingesetzt.

Auch Hippokrates (ca. 460-370 v.Chr.) bezeichnete das Hirtentäschel als 'wichtigstes Uterusmittel' und lobte seine blutstillende Wirkung.

In der Phytotherapie hat sich das Hirtentäschel an erster Stelle bei Menorrhagie (verlängerte), Hypermenorrhö (zu starker) und schmerzhafter Regelblutung bewährt. [1]


 

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Auch bei anderen innerlichen Blutungen, Blut im Urin und Bluterbrechen kann ein Tee aus Hirtentäschel unterstützend eingenommen werden. Ebenso kann der Teeaufguss als unterstützende Maßnahme bei weiteren Leiden der weiblichen Unterleibsorgane helfen, wie z.B. bei Tumoren, Entzündungen und Fehlbildungen.


Darüber hinaus wirkt Hirtentäschel ausgleichend auf den Blutdruck und wird sowohl bei Bluthochdruck als auch bei zu niedrigem Blutdruck eingenommen. Es bessert das Wohlbefinden und wirkt regulierend auf ein schwaches Herz.

Äußerlich eignet sich ein starker Teeaufguss bei Nasenbluten und Wunden. Dazu wird eine Kompresse im Aufguss getränkt und aufgelegt. Bei Zahnfleischbluten kann der Aufguss als Spülung genutzt werden. Eine Tinktur wird bei den gleichen Beschwerden angewandt, nur wirkt sie intensiver. Mit Hirtentäschel kann man auch ein Sitzbad zubereiten und das soll bei Hämorrhoiden helfen. Dazu wird ein sehr starker Teeaufguss bereitet und zum Badewasser gegeben.





Heilwirkung


Lokal hämostyptisch (blutstillend). Verengt und verdichtet die Venen, deren Gefäßmuskulatur sich zusammenzieht und dadurch die blutstillende Wirkung hervorruft.


adstringierend, blutdruckregulierend, blutreinigend, harntreibend, schmerzstillend, entzündungshemmend, Wehen fördernd, leicht abführend.




Anwendungsbereiche


Haupt-Anwendungen: Blutungen innerlich und äußerlich, Blutdruckregulation


Oberflächliche, leicht blutende Hautverletzungen, Nasenbluten und Zahnfleischbluten als

lokales Hämostyptikum.

Nach Zahnextraktionen oder Nasenbluten: Tee/Tinktur 'hochschnupfen'


Innerlich: Menstruationsblutungen, Wehenschwäche [2]


Gebärmutterblutungen, Menstruationsstörungen, zu starke Menstruationsblutungen, Verstopfung, Magenschmerzen, Magenblutungen (leichte, behandlungs-unterstützend), Kreislaufschwäche, niedriger Blutdruck, hoher Blutdruck, Arteriosklerose, Stoffwechsel anregend, Rheuma, Gicht, Krampfadern, Hämorrhoiden, Nasenbluten, Wunden, Ekzeme


Inhaltsstoffe


Flavonoide (Kämpferol, Luteolin, Quercetin, Rutin), Cholin, Acethylcholin, Tyramin, Brusasäure, ätherisches Öl, Saponin, Kalium, Gerbstoffe, Aminosäuren und Proteine (30%), Vitamin C, Kalzium- und Kalium-Salze.


Achtung!


Hirtentäschelkraut nicht in der Schwangerschaft anwenden! Hirtentäschel kann Wehen fördern.



Das Hirtentäschel in der Küche


Trotz ihres zarten Erscheinungsbildes ist das Hirtentäschel ein richtiges Kraftpaket an Mineralstoffen und Vitaminen. Die Pflanze enthält höhere Anteile an Vitamin C, Eisen, Kalium, Calcium und Eiweiß. Das Hirtentäschel spielt in der Küche heute nur eine untergeordnete Rolle, jedoch sind die herzförmigen Früchte bei vielen Wildkräuterliebhabern beliebt. Im Mittelalter verwendete man die Pflanze allerdings häufiger und sie war geschätzt als Ersatz für Senfsaat. Hirtentäschel weist Senföle auf, die dem Kraut das Synonym Bauernsenf einbrachten.


Sowohl junge Triebe mit Blüten und Knospen als auch die Blätter des Hirtentäschels schmecken roh im Salat und im Smoothie, gegart in Gemüsefüllungen und gedünstet als Beilage.

Die kleinen, herzförmigen Früchte sind mit ihrem feinen Nussaroma eine köstliche Salatzutat. Reife Samen werden wie Pfeffer verwendet oder zu Senf verarbeitet. Die Wurzel ergibt getrocknet und gerieben ein ingwerartiges Gewürzpulver. Sie wird dazu im frühen Frühjahr vor der Blüte geerntet.


Wie nutzt Du das Hirtentäschel? Schreib es uns doch in die Kommentare und lass andere Leser teilhaben an deinen Erfahrungen!


Mike Shane
Mike Shane | Künstler | dipl.Kräuterpädagoge

Viel Spaß beim Sammeln!



Quellen


[1], [2] Lehrbuch Heilpflanzenkunde, Ursel Bühring

Fotos: Mike Shane, Bernhard Gutmann | www.wildpflanzenwanderung.at

 

Wichtiger Hinweis | Disclaimer


Die Beschreibung der Kräuter und Gewürze stammt aus alten Überlieferungen und der traditionellen Volkskunde, sie sollen als Ergänzungen zur Schulmedizin verstanden werden und ersetzen nicht die ärztliche Meinung. Auch Hausmittel können Nebenwirkungen haben und sind nicht generell für jeden geeignet. Sprechen Sie deshalb vor der Anwendung mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Bei akuten Beschwerden, die länger als eine Woche andauern oder periodisch wiederkehren, wird die Rücksprache mit einem Arzt empfohlen.


Wir weisen darauf hin, dass


  • wir uns ausdrücklich von Heilaussagen/Heilversprechen jeder Art distanzieren.

  • alle Maßnahmen und Empfehlungen nur der Krankheitsvorbeugung und Verhütung (Prophylaxe), der Gesunderhaltung und Gesundheitsförderung dienen.

  • unsere Produkte in keinem Fall eine laufende oder künftige medizinische Behandlung ersetzen.

  • notwendige Besuche bei Arzt und/oder Heilpraktiker in jedem Fall wahrzunehmen sind.

 


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